Die Winkelfehlsichtigkeit, auch als Heterophorie bezeichnet, resultiert aus einer Fehlstellung der Augen, welche die Augenmuskeln mit viel Kraftaufwand korrigieren müssen. Erfahren Sie, wie Winkelfehlsichtigkeit definiert wird, wie sich die brechungsbasierte Fehlsichtigkeit bemerkbar macht und auswirkt und wie sie sich beheben lässt.
Was ist Winkelfehlsichtigkeit?

Bei Winkelfehlsichtigkeit handelt es sich um einen Sehfehler, der auf ein ungenaues Zusammenspiel des linken und rechten Auges zurückzuführen ist. Im Normalfall trifft in beiden Augen ein fokussierter Punkt synchron auf die Makula (Stelle des schärfsten Sehens). Die Augen Betroffener weichen hingegen voneinander ab und sind leicht asynchron – dadurch entsteht ein latentes Schielen.
Winkelfehlsichtigkeit – Symptome im Überblick
Grundsätzlich kann sich eine Winkelfehlsichtigkeit in Form vieler verschiedener Symptome äußern. Diese sind selten ausschließlich auf die hier thematisierte Fehlsichtigkeit zurückzuführen und können auch auf andere Sehschwächen oder Erkrankungen hindeuten.
Die folgenden Symptome können u. a. aufgrund überlasteter Augenmuskeln entstehen, die im Fall einer Winkelfehlsichtigkeit jeweils ein Auge immer wieder aktiv „aussteuern“ müssen:

- Gerötete, tränende und schmerzende Augen
- Schnelles Ermüden in Verbindung mit allgemeinem Unwohlsein
- Leichtes Schwindelgefühl
- Kopfschmerzen
- Erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich
- Auftreten von Doppelbildern
Leiden Sie unter einem oder mehreren der hier angeführten Symptome, empfiehlt es sich, einen Termin mit Ihrem Facharzt zu vereinbaren. Dieser kann im Rahmen einer Untersuchung herausfinden, ob die geschilderten Beschwerden tatsächlich durch eine Winkelfehlsichtigkeit ausgelöst werden oder auf einen anderen Grund zurückzuführen sind.
Sehen mit Winkelfehlsichtigkeit – Kraftakt für Gehirn und Augenmuskulatur
Obgleich 70 Prozent der Bevölkerung von einer Winkelfehlsichtigkeit betroffen sind, nimmt lediglich rund ein Viertel von ihnen ihre Sehschwäche bzw. daraus resultierende Symptome überhaupt wahr. Dies ist dadurch bedingt, dass das Gehirn kleine Differenzen automatisch umrechnen und die Augenmuskulatur die Fehlstellung der Augen in gewissem Maße ausgleichen kann – einige Patienten mit Winkelfehlsichtigkeit sehen daher „ganz normal“. Andere hingegen spüren die andauernde Aufwendung von Muskelkraft und leiden unter den oben aufgeführten Symptomen.
Wie wird Winkelfehlsichtigkeit diagnostiziert?
Grundsätzlich ist es schwierig, eine Winkelfehlsichtigkeit als solche zu erkennen – entsprechende Tests gestalten sich äußerst aufwendig und zeitintensiv. Anders als bei bekannten Sehschwächen wie der Kurz- oder Weitsichtigkeit lässt sich die Winkelfehlsichtigkeit nicht durch die Untersuchung eines einzelnen Auges feststellen. Stattdessen muss überprüft werden, wie beide Augen im Zusammenspiel funktionieren, wie der Patient sie koordinieren kann und welche Seheindrücke ihm beim beidäugigen (binokularen) Sehen entstehen. Demnach sind Fachärzte zur Diagnose einer Winkelfehlsichtigkeit zu großen Teilen auf die Schilderungen ihrer Patienten angewiesen.
MKH – Sehtest zur Winkelfehlsichtigkeit beim Augenarzt
Um einen Verdacht auf Winkelfehlsichtigkeit zu bestätigen oder zu widerlegen, können Optiker sowie Augenärzte eine von Augenoptikermeister Hans-Joachim Haase entwickelte Untersuchungsmethode anwenden. Bei der MKH (Abkürzung für „Mess- und Korrelationsmethodik nach H. J. Haase“) handelt es sich um ein rein optometrisches Verfahren, das auf polarisierenden Filtern basiert. Hierbei gilt es, die Seheindrücke des linken von denen des rechten Auges zu trennen.
Ablauf des Sehtests zur Winkelfehlsichtigkeit
Der Sehtest zur Winkelfehlsichtigkeit als Teil der MKH gliedert sich in folgende Schritte:
- Der Patient blickt auf ein Testbild, das sich aus zwei Teilen zusammensetzt, die jeweils Licht in unterschiedlichen Wellenlängen ausstrahlen. Betrachtet er das Bild zunächst mit beiden Augen, erkennt er ein gewöhnliches Kreuz.
Beispiel: Der waagrechte Balken strahlt X-Wellen ab, der horizontale Balken Y-Wellen. - Anschließend wird dem Patienten ein Brillenglas vor das linke Auge gesetzt, welches ausschließlich X-Wellen durchlässt. Y-Wellen (horizontaler Balken) hingegen werden von dem Glas absorbiert. Schließt der Patient sein rechtes Auge, kann er mit dem linken durch das Brillenglas lediglich den waagrechten Balken sehen.
- Ein weiteres Brillenglas, welches wiederum nur Y-Wellen durchlässt, wird dann vor das rechte Auge gesetzt, sodass sich vor beiden Augen des Patienten ein Glas Sieht der Patient nun mit beiden „bebrillten“ Augen auf das Testbild und nimmt das Kreuz als verschoben wahr, sind also entweder der waagrechte oder der senkrechte Bogen zur Seite bzw. nach oben gerutscht, ist er von einer Winkelfehlsichtigkeit betroffen.
Einordnung verwandter Begriffe: Winkelfehlsichtigkeit – Schielen – Heterophorie
Obgleich die Begriffe Winkelfehlsichtigkeit, latentes Schielen sowie Heterophorie oftmals synonym verwendet werden, bestehen bedeutende Unterschiede zwischen ihnen. Anhand der folgenden Definitionen soll der Zusammenhang der genannten Begriffe aufgezeigt werden:
- Die Heterophorie ist als Überbegriff für – je nach Messmethode – Winkelfehlsichtigkeit oder latentes Schielen zu verstehen. Er beschreibt einen grundlegenden Bildlagefehler, der den Betroffenen von außen nicht anzusehen ist.
- Der Begriff der Winkelfehlsichtigkeit (auch als „assoziierte Heterophorie“ bezeichnet) wird verwendet, wenn eine Heterophorie mittels MKH (Test mit Fusionsreizen) gemessen wurde.
- Latentes Schielen wird in diesem Zusammenhang auch als „dissoziierte Heterophorie“ bezeichnet. Es zeigt sich durch die vollständige Trennung des Binokularsehens.
Behandlung von Winkelfehlsichtigkeit
Wurde eine Winkelfehlsichtigkeit durch einen Augenarzt oder von einem Optiker diagnostiziert, bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Korrektur. Ob und welche Option infrage kommt, darüber informiert Sie Ihr Facharzt direkt im Anschluss an die Untersuchung. Im Folgenden werden zwei grundlegende Behandlungs- bzw. Korrekturmöglichkeiten vorgestellt.
Korrektur durch Prismenbrille
Eine vergleichsweise einfache – wenn auch nur temporäre – Möglichkeit zur Korrektur einer Winkelfehlsichtigkeit besteht im Tragen einer sogenannten Prismenbrille. Betrachten Betroffene ein Objekt durch eine speziell an Ihre Winkelfehlsichtigkeit angepasste Brille, wird der vom Objekt ausgehende Lichtstrahl so gebrochen, dass es an der richtigen Stelle abgebildet wird. Die erforderliche prismatische Wirkung einer Prismenbrille wird in der Einheit cm/m ausgedrückt und kann mithilfe des MKH-Verfahrens ermittelt werden.
Winkelfehlsichtigkeit – Operation zur Korrektur
Für viele Betroffene stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die Winkelfehlsichtigkeit operativ und somit permanent zu beheben. Da es sich jedoch um eine Fehlstellung der Augen und keine direkte Erkrankung eines Augapfels handelt – Betroffene einer Winkelfehlsichtigkeit können vollkommen gesunde Augen haben – werden bislang keine Winkelfehlsichtigkeitsoperationen angeboten.